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Amigo-Affäre: Wagenknechts plötzliches Zahnweh

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Amigo-Affäre: Wagenknechts plötzliches Zahnweh

Schwarzer Freitag für Ralph Thomas Niemeyer: Der Bundestagskandidat der Partei Die Linke in Wilhelmshaven musste auf prominenten Beistand verzichten. Seine Ex-Ehefrau Sahra Wagenknecht sagte einen gemeinsamen Wahlkampfauftritt am Freitag, den 13. September, überraschend ab. Der Grund: Zahnweh. Dabei hatte Niemeyer ihr bereits am Montag zuvor vorgeschlagen, den Termin im Zentrum der Hafenstadt zu kanzeln. Der Grund waren vermutlich die Enthüllungen der „Welt am Sonntag“. Wagenknecht meinte damals noch: „Nein, jetzt erst recht!“

In der Nacht zu Freitag kam dann die Absage, wegen plötzlicher Zahnschmerzen. Ein angeblich altes Leiden, die Weisheitszähne. Der Linke-Kreisverband Wilhelmshaven sammelte gleich darauf Plakate ein, bestellte Bühne sowie Technik ab und lud Musiker aus, die mit irischem Liedgut für Stimmung sorgen sollten. Frust bei der Partei in der Stadt am Jadebusen: Der Höhepunkt der Kampagne für den Direktkandidaten Niemeyer ist ins Wasser gefallen.

Andererseits hätte der Auftritt von Wagenknecht und Niemeyer möglicherweise die Debatte um roten Filz beziehungsweise Vetternwirtschaft wieder aufflammen lassen. Nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ haben die Bundestagsfraktion der Linken, mehrere Fraktionsmitglieder und die parteinahe Rosa Luxemburg Stiftung den freiberuflich tätigen Dokumentarfilmer Niemeyer regelrecht mit Geldern gepäppelt. Derartige Zuwendungen aus der Fraktionskasse wären beispielsweise im Berliner Abgeordnetenhaus oder im Bayerischen Landtag verboten.

Selbst eingefleischte Leser des „Neuen Deutschland“ zeigten sich irritiert. „Klar, es ist Wahlkampf und die Welt gehört zum Springer-Konzern“, kommentierte ein User namens „Kurpfaelzer“ eine beschwichtigende Meldung des Parteiorgans. Aber es lohne sich, den „sehr detaillierten Artikel“ der „Welt am Sonntag“ zu lesen. Parallelen zur Verwandtensaffäre in Bayern würden sich regelrecht aufdrängen.  „Kurpfaelzer“ hofft nun, dass die Parteibasis selbstbewusst Aufklärung fordert: „Wahlkampf hin oder her – hier steht auch linke Glaubwürdigkeit auf dem Spiel!“

Gelitten hat die Glaubwürdigkeit Niemeyers nicht nur in der Amigo-Affäre, vielmehr hat Wagenknechts Ex auch noch ständig Ärger mit Gläubigern und der Justiz. Zwar hatte er nach der Veröffentlichung des Artikels damit gedroht, juristische Schritte gegen die „Welt am Sonntag“ (siehe Handelsblatt) in Erwägung zu ziehen. Doch das ließ er bislang bleiben. Einen ausführlichen Fragenkatalog der Redaktion hat er bis heute nicht beantwortet.

Niemeyer macht stattdessen unverdrossen weiter Wahlkampf. Der „Nordwest Zeitung“ sagte Niemeyer: „Ich glaube, ich kann im Moment von einem Mitleidsbonus profitieren.“

Sahra Wagenknecht hat übrigens anders als ihr Ex-Gatte auf die Fragen der „Welt am Sonntag“ geantwortet.

Lesen Sie hier alle Antworten von Wagenknecht

 

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