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Roter Filz in Wagenknechts Fraktion

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Roter Filz in Wagenknechts Fraktion

Ralph Thomas Niemeyer, Ex-Ehemann von Sahra Wagenknecht, sieht sich als Opfer einer „Schmutzkampagne“. Wie sehr er von seinem Beziehungsgeflecht mit der Parteiprominenz der Linken profitiert, hat die „Welt am Sonntag“ enthüllt. Niemeyer veröffentlichte daraufhin eine wirre „Gegendarstellung“ auf Facebook: „Die Mächte, mit denen ich mich angelegt hatte, waren so korrupt, dass sie ähnlich wie im Fall Mollath agieren konnten.“ Niemeyer fühlt sich ähnlich unschuldig verfolgt wie Gustl Mollath, der jahrelang gegen seinen Willen in einer psychiatrischen Anstalt saß. Bei Niemeyer ist es immer die gleiche Masche, wie die „Welt am Sonntag“ zeigt.

In Wirklichkeit hat Niemeyer ständig Ärger mit Gläubigern und auch mit der Justiz: Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt jetzt gegen ihn wegen „Vereiteln der Zwangsvollstreckung“. Hintergrund: Im Kanton Zürich wollen die Strafverfolgungsbehörden einen Strafbefehl durchsetzen. In der Schweiz ist Niemeyer, der bereits zwei Mal wegen Betrugs verurteilt wurde und sogar eine mehrjährige Gefängnisstrafe verbüßen musste, mehr als 170.000 Euro Unterhalt für seine Tochter schuldig geblieben. Deshalb stand er erst im Juni vor einem eidgenössischen Gericht, wo er sich arm rechnete und verschwieg, dass er gleich mehrere Wohnsitze hat. Einen in Irland, zwei in Deutschland.

Das hat die Linke nicht daran gehindert, Niemeyer in Niedersachsen als Kandidaten für den Bundestag aufzustellen. Die Unterstützung geht noch weiter: Wie die „Welt am Sonntag“ herausgefunden hat, bekommt der Dokumentarfilmer regelmäßig Geld von der Bundesfraktion, in der Wagenknecht Vizechefin ist, sowie von einzelnen Abgeordneten und von der Rosa Luxemburg Stiftung. Diese Geldflüsse für den Zeitraum von Februar 2012 und Mai 2013 hat die Redaktion jetzt in einer Tabelle dokumentiert.

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Die „Welt am Sonntag“ hatte Niemeyer vor der Veröffentlichung des Beitrags „Eine ziemlich linke Nummer“ vom 8. September umfassend konfrontiert. Anders als seine ehemalige Ehefrau, von der er seit März diesen Jahres nach anderthalb Jahrzehnten Ehe geschieden ist, zog er es vor, keine Fragen dieser Redaktion zu dubiosen Werkverträgen, Honoraren und Darlehen zu beantworten.

Wohl deshalb, weil die Fakten gegen den 43-Jährigen sprechen. Der Kandidat im Wahlkreis Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund profitiert von seinem Netzwerk. Auf seinem Konto bei der Postbank ging ein stattlicher Betrag ein: 20.413,20 Euro. Seine größte Fördererin war dabei Linke-Fraktionsgeschäftsführerin Dorothée Menzner. Binnen acht Monaten bekam Niemeyer allein von ihr im vorigen Jahr 10.860 Euro – da bestand die Ehe mit Wagenknecht noch. Das gilt auch für einen Werkvertrag, den die Fraktion mit ihm am 31. Januar 2013 geschlossen hatte.

Linksfraktions-Sprecher Hendrik Thalheim verteidigt die Vetternwirtschaft als „legitimen Vorgang“. Niemeyer habe im Auftrag der Fraktion Filme gedreht und sei dafür bezahlt worden. Ansonsten habe Wagenknecht, die mit Niemeyer bis März 2013 verheiratet war, mit all dem nichts zu tun. „Man merkt die Absicht und ist verstimmt“, so Thalheim.

Ansonsten herrscht auffälliges Schweigen in der Fraktion. Fragen der „Welt am Sonntag“, wie viele Honorare und Verträge es mit Niemeyer insgesamt gab, wurden auch von ihr nicht beantwortet.

Am Freitag, den 13. September, will Wagenknecht ihren früheren Ehemann im Wahlkampf auf einer Hauptkundgebung in Wilhelmshaven unterstützen. Man darf gespannt sein, ob Niemeyer – oder seine Ex-Frau – dann etwas zur Aufklärung der Amigo-Affäre der Linken beitragen. Sogenannte Über-Kreuz-Beschäftigungen im Parlament, bei denen etwa ein Ehemann statt von seiner Frau durch andere Abgeordnete beschäftigt wird, sind jedenfalls in Berlin und Bayern verboten.

Lesen Sie hier alles über die Affäre:

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