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Russisch Roulette mit dubiosem Medienimperium

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Russisch Roulette mit dubiosem Medienimperium

Der Deutsch-Russe Nicholas Werner hat sich in Berlin ein buntes Firmenimperium aufgebaut. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn: wegen Geldwäsche. Doch das ist nicht sein einziges Problem.

Von Christin Bohmann, Uwe Müller, Marc Neller und Julia Smirnova

Nicholas Werner steht in einem Saal, ein gedrungener Mann Mitte 40, schwarzes Jackett, schwarzes Hemd, inmitten seiner Gäste. Ein Gewirr aus Stimmen und Musik umgibt ihn. Es gibt Austern und Champagner; die Frauen sind jung, viele deutlich jünger als ihre Begleiter, viele sehr blond.

Werner hält ein Mikrofon in der Hand. Er wartet darauf, dass die Band verstummt, er hat etwas zu verkünden. “Ursprünglich”, sagt er, “ist die Welt schön. Die Menschen machen sie hässlich.” Was er tue, mache die Welt schöner und bunter. Plötzlich fahren Rollläden hoch, sie geben den Blick frei auf glitzernde Schaufenster.

Auf Ringe, Halsketten, Uhren, groß und schwer und funkelnd. Werner eröffnet ein Schmuckstudio, “Luxury Place”, einen Ort mit viel Gold und Marmor, einen Ort für reiche Russen. Also spricht er Russisch. Es ist Anfang März 2013, ein Abend in Werners Firmenzentrale im Berliner Süden.

Werner mag solche Inszenierungen. Ein neues Geschäft. Ein Foto mit der Bundeskanzlerin. Treffen mit Politikern. Lange ist er ein gern gesehener Gast der Bundesregierung gewesen. Sie hat ihn mehrfach zu Veranstaltungen ins Kanzleramt eingeladen, zu ihren Integrationsgipfeln zum Beispiel.

Von der Staatsanwaltschaft gesucht

Denn bisher sah es so aus, als sei Werner ein Musterbeispiel dafür, wie schnell man als Ausländer in Deutschland erfolgreich sein kann. Ein Mann, der wie aus dem Nichts ein Verlagsimperium geschaffen hat. Das Sprachrohr einer Gruppe, die Wahlen entscheiden kann: Russlanddeutsche.

Diesen Mann jagen nun Gläubiger und Staatsanwälte, Richter interessieren sich für ihn. In Werners Reich brennt es an allen Ecken und Enden. Die “Welt am Sonntag” hat Werners Geflecht aus rund einem Dutzend Firmen monatelang durchleuchtet. Werner hat viele Unternehmen gegründet, umbenannt und wieder dichtgemacht. Er ist merkwürdige Kreditgeschäfte in Millionenhöhe eingegangen. Und hat oft mit höchstem Risiko gespielt, eine Art russisches Roulette.

Viele Jahre lang ist das gut gegangen. Doch inzwischen haben sich die Bedingungen geändert. Die Behörden schauen bei Geld mit ungewisser Herkunft genauer hin. So macht die Europäische Union Jagd auf die Konten reicher Russen in Zypern, auf denen sie Schwarzgeld vermutet. Und in Berlin ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Werner. Es geht um einen schwerwiegenden Verdacht: Geldwäsche. Dafür kann es bis zu zehn Jahre Gefängnis geben.

Russischer Zeitungsverleger in Europa

Werner stellt sich üblicherweise als Verleger vor. Sein Verlag, die Werner Media Group, wirbt damit, “der größte russischsprachige Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Europas” außerhalb Russlands zu sein. Werner gibt die Wochenzeitung “Evropa-Ekspress” und das Regionalblatt “Berlinskaja Gazeta” heraus, die “Jüdische Zeitung”, Lifestyle-Magazine und eine Reihe anderer Hefte. Zusammen haben sie angeblich eine Auflage von rund einer halben Million.

So hat Werner sich den Zugang zur Politik gesichert. Denn er macht Meinungen für eine interessante Zielgruppe. In Deutschland leben viereinhalb Millionen Menschen mit russischen Wurzeln. Werner selbst schätzt, dass sie jedes Jahr 42 Milliarden Euro ausgeben. Er hat deshalb eine Reihe weiterer Firmen gegründet, Grundstücksgesellschaften und einen Supermarkt mit Krimweinen, russischen Büchern und wonach die russische Seele sonst so verlangt.

Frühere Mitarbeiter sagen, der Verlag diene in Wahrheit nur als Fassade, tatsächlich lebe Werner “vom Schwarzgeldzufluss aus kriminellen Quellen”. Es ist ein harter Vorwurf, für den es bislang keinen Beweis gibt.

Man würde gerne mit Werner darüber sprechen, warum solche Behauptungen über ihn in die Welt gesetzt werden. Und auch darüber, was er zu alldem sagt, den wirtschaftlichen Problemen, dem Ärger mit seinen Gläubigern und der Justiz. Doch ein Interview lehnt er ab. Einen umfangreichen Fragenkatalog beantwortet er nicht innerhalb der gesetzten Frist. “Herr Werner ist derzeit schwer krank und deshalb nur selten in Deutschland”, sagt seine Sekretärin.

Anfragen werden vertagt

Die Sekretärin bietet an, ihr Chef könne später schriftlich Auskunft geben. Dann kommen einige Antworten, aber nicht von Werner selbst. Der “Pressedienst des Verlegers” schickt eine Erklärung und Werners Rechtsanwalt einen Brief. Außerdem warnt ein Chefredakteur der Werner Media Group die “Welt am Sonntag” vor einer rufschädigenden Veröffentlichung “mit unbestätigten Behauptungen, lückenhaften Vorgängen und möglicherweise entwendeten Firmenunterlagen”.

Man versteht Werners Art, Geschäfte zu machen, besser, wenn man seine Vergangenheit kennt. Er wächst, 1968 in Moldawien geboren, als Sohn eines Deutschen auf der Krim auf. Er studiert Medizin, Wirtschaft und Politik, er steigt in den Boxring und kann sich eine Karriere als Tänzer vorstellen. Ende der 80er-Jahre wandert er über Israel in die USA aus, Anfang der 90er kehrt er nach Moldawien zurück. Russische Medien berichten später, Werner habe mit Eis gehandelt, eine Baufirma und eine Kasinokette gehabt.

Außerdem lernt er General Alexander Lebed kennen, eine russische Legende. Werner wird einer seiner engsten Mitarbeiter, er hilft ihm, einen Scharmützelkrieg zwischen der Republik Moldau und dem Möchtegernstaat Transnistrien zu beenden. Als Lebed Gouverneur der sibirischen Provinz Krasnojarsk wird, folgt ihm Werner und wird sein Stellvertreter. Er wird in die Aufsichtsräte mehrerer Großunternehmen berufen. Im Jahr 2001 ermittelt die Staatsanwaltschaft dann gegen zwei Beamte in der Region. Sie werden verdächtigt, eine Million US-Dollar veruntreut und den Betrag auf ausländische Konten Werners überwiesen zu haben. Werner bestreitet das.

Zahlungsflüsse werden untersucht

Wie sich die Geschichte manchmal wiederholt: Nun hegt die Berliner Staatsanwaltschaft den Verdacht, dass Werner Geld gewaschen haben könnte. “Wir untersuchen diverse Zahlungsflüsse”, sagt Behördensprecher Martin Steltner. Die Ermittlungen seien schwierig, Einzelheiten nennt er nicht. Er bestätigt allerdings, dass die Ermittler nicht nur Werner im Visier haben, sondern auch einen seiner engsten Vertrauten, Georgy Peredelskiy.

Werner kennt ihn seit Jahrzehnten, möglicherweise haben beide an der Seite des Generals Lebed gestanden, in dem Konflikt, aus dem die Transnistrische Moldauische Republik hervorgegangen ist – ein Marionettenregime am Rande Europas, das von keiner internationalen Organisation anerkannt wird. Werner pflegt beste Kontakte dorthin.

Werners Anwalt versucht, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Berlin kleinzureden. Eine Geschäftsbank habe eine allgemeine Verdachtsanzeige erstattet. Dabei hätten sämtliche Zahlungsbewegungen einen rechtmäßigen vertraglichen Hintergrund. “Solche Anzeigen sind ärgerlich, aber leider in der heutigen Zeit besonderer Bankenvorsicht keine Seltenheit.” Der “Pressedienst des Verlegers” schreibt, die Berliner Staatsanwaltschaft habe schon mehrmals gegen Werner und seine Firmen ermittelt, immer wieder seien die Verfahren eingestellt worden. “Unsere Firmen arbeiten gesetzeskonform.”

Woher hat Werner das Geld?

Die Staatsanwälte werden eine Menge Arbeit haben, die Vorwürfe zu klären. Wenn man sich eingehend mit Werners Geschäften befasst hat, liegen einige Fragen auf der Hand: Woher hatte Werner das Geld, mit dem er in Deutschland seine Firmen gründete? Wie konnte er Geschäftsleute immer wieder dazu bringen, ihm Millionen zu leihen? Haben ihm sein Witz und seine Redegewandtheit geholfen, die vielen aufgefallen sind, die mit ihm zu tun hatten? Und was hat Werner mit dem Geld gemacht? Solche Fragen sind schwierig zu beantworten. Das liegt auch daran, wie Werner fast 20 Jahre lang seine Geschäfte betrieben hat.

Im Einwohnermelderegister steht, dass er im Februar 1996 seine erste Wohnung in Berlin bezogen hat. Im Juni 2001 wird sein erstes Unternehmen, der Verlag, ins Handelsregister eingetragen. Dann gründet Werner Firma auf Firma. Es passt nur nicht recht ins Bild des ehrbaren Kaufmanns, dass er viele wieder abwickelt, manche schon nach wenigen Monaten. Zudem wechseln Geschäftsführer, Firmenadressen und Gesellschafter häufig, teils auch die Namen der Firmen. Es ist ein schneller, ständiger, unübersichtlicher Wechsel. Aber es gibt Regeln. Eine ist, dass etwa eine Handvoll Menschen immer wieder auftauchen: als Geschäftsführer, Gesellschafter, Abwickler. Alte Bekannte Werners.

Falls Werner damit etwas vertuschen wollte, dann wäre ihm das über viele Jahre hinweg gelungen. Doch inzwischen sind einige Probleme unübersehbar. Selbst das Herz seiner Firmengruppe, die Werner Media Group GmbH, ist akut infarktgefährdet. Die Geschäftskonten sind bis auf den letzten Cent gepfändet. Mehrere Gläubiger, die hohe Forderungen haben, haben Pfändungs- und Überweisungsbeschlüsse bei einem Berliner Amtsgericht erwirkt.

Das Internetportal Debitcheck berichtet von “schwerwiegenden negativen Zahlungserfahrungen” und empfiehlt: “Bitte Vorauszahlung verlangen”. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform warnt: “Kredite werden abgelehnt. Von einer Geschäftsverbindung wird abgeraten.”

Hohe Forderungen von Gläubigern

Allein der russischen Geschäftsfrau Yulia P. schuldet die Firma 1.078.970,82 Euro, dazu kommen die seit Mai 2012 aufgelaufenen Zinsen und Kosten. So steht es in einem Dokument der Deutschen Bank. Einem anderen Gläubiger teilte die Berliner Sparkasse vor einem halben Jahr mit, dass für ihn wohl nichts zu holen sei.

“Es liegen bereits vorrangige Pfändungen in Höhe von 865.715,45 Euro vor, die der Befriedigung Ihrer Ansprüche entgegenstehen.” Es gibt auch offene Rechnungen. Allein die ehemalige Druckerei von Werners Verlag verlangt rund eine halbe Million Euro und hat ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet.

Dann sind da noch Menschen, die für den Verlag gearbeitet haben. Sie sagen, der Verlag zahle seit Dezember teilweise keine Gehälter mehr, im Januar habe er den meisten Journalisten gekündigt. Manche hätten jahrelang überhaupt kein Geld bekommen – oder weniger als vereinbart. “Die Buchhaltung kann man telefonisch nicht erreichen, Briefe bleiben unbeantwortet”, so erzählt es einer.

Viele sprechen kaum Deutsch, es fällt ihnen deshalb schwer, einen anderen Job in der Medienbranche zu finden. Sie haben Angst vor Werner, deshalb verzichten sie auf ihre Ansprüche. Eine seiner Journalistinnen allerdings ging vor das Arbeitsgericht. Der Verlag musste ihr rückständigen Arbeitslohn zahlen, 24.360 Euro plus Zinsen. Das war im März 2008.

Firmenname wird geändert

Und was macht Werner, als sich sein Verlag im März 2013 in einer aussichtslosen Lage befindet? Er ändert den Firmennamen. Aus der Werner Media Group wird die Wermon Media Group. Werner, Wermon. Drei getauschte Buchstaben, die Folgen haben. Gläubigern, die sich an die Firma unter dem alten Namen wenden, kann es passieren, dass sie ihre Briefe und die Post ihrer Anwälte als unzustellbar zurückbekommen.

“Keine von unseren Handlungen hat einen kriminellen Hintergrund”, so der “Pressedienst des Verlegers”. Die Wermon Media Group habe im Moment “keine Tätigkeit” und “kein Personal”, bezahle aber ihre Rechnungen und sei ausreichend mit Mitteln versorgt.

Es verwundert kaum, dass die Bundesregierung Werner nicht mehr einlädt. Die Bundeskanzlerin sei Herrn Werner nur “am Rande von Veranstaltungen begegnet”, sagt ein Regierungssprecher. Kein Politiker zeigt sich gerne mit einem Mann, den Staatsanwälte als mutmaßlichen Geldwäscher verdächtigen. Dabei hat der Vorzeigeunternehmer von einst nicht nur Ärger mit der Staatsanwaltschaft, sondern auch mit Gerichten. Es gibt zum Beispiel zwei Kreditgeschäfte, an denen sich zeigen lässt, was einen an seinen Geschäften stutzig machen kann.

Eines beschäftigt das Landgericht Berlin: Aktenzeichen 28 O 76/12. Die Angelegenheit wirkt auf den ersten Blick ein wenig kurios, sie ist für Werner aber gefährlich. Jurj E., ein reicher Russe, der in Dubai lebt, behauptet, er habe Werner in den Jahren 2004 und 2005 zwei Darlehen gewährt, insgesamt 1,2 Millionen Euro. Bis heute wartet E., dass Werner das Geld inklusive Zinsen endlich zahlt. Obwohl er Werner zwei Jahre länger Zeit gegeben habe als eigentlich vereinbart – bis 2011. Deshalb ist E. schließlich in Deutschland vor Gericht gezogen.

Darlehen an den Privatmann

Werner bestreitet, das Geld als Darlehen erhalten zu haben. Die Unterschrift unter dem Vertrag stamme überhaupt nicht von ihm, behauptet er. Ob er damit durchkommt? Das Landgericht hat ihn vor wenigen Tagen in einem Beweisbeschluss aufgefordert, Unterschriften und Schriftproben aus den Jahren 2004 bis 2009 vorzulegen, “jeweils zehn im Stehen und im Sitzen angefertigte”. Danach soll ein Gutachter die Proben bewerten.

E. will Werner das Geld als Privatperson geliehen haben. Sollte er recht bekommen, müsste Werner privat haften – und nicht eine seiner Firmen.

Und dann ist da noch ein zweites Darlehen von 2007. In diesem Fall geht es um sechs Millionen Euro. Dafür interessiert sich die Justiz bislang nicht. Auch hier wird man auf alte Bekannte Werners treffen. Offenbar treten sie immer dann auf den Plan, wenn er in Not ist.

Am 30. April 2007 schließt Nicholas Werner den Vertrag, der ihm diesen Kredit zusichert. Die Konditionen sind traumhaft: zehn Jahre Laufzeit, keine Zinsen. Das legt eine Kopie des Vertrags nahe, die der “Welt am Sonntag” vorliegt. Werner hat gleich zweimal unterschrieben: als Geschäftsführer der kurz zuvor gegründeten Werner Group GmbH & Co. KG, die die sechs Millionen verleiht. Und als Privatmann Nicholas Werner, der das Darlehen bekommt.

Zweifelhafte Herkunft des Geldes

Die “Welt am Sonntag” hat Werner Fragen dazu gestellt, ohne die erwünschten Auskünfte zu bekommen. Allerdings spricht alles dafür, dass der Darlehensvertrag echt ist. Denn in der Bilanz der Gesellschaft für das Jahr 2007 sind exakt sechs Millionen Euro verbucht. Und zwar als Forderungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr. Der Kredit entspräche auch dem Geschäftszweck der Firma, die “genehmigungsfreie Finanzdienstleistungen” erbringt.

Doch woher kommen diese sechs Millionen Euro? Und durfte der Geschäftsführer Werner das Geld so ohne Weiteres an den Privatmann Werner verleihen? Ist die Gesellschaft nicht alleine durch den Verzicht auf die marktüblichen Zinsen erheblich geschädigt worden? Lässt sich das Darlehen möglicherweise als versteckte Gewinnausschüttung deuten, für die keine Steuern an das Finanzamt abgeführt worden sind? Auch dazu: keine Antwort von Werner.

Mit dem Kredit hören die Merkwürdigkeiten in der Firma noch nicht auf. Im August 2009 scheidet Werner aus der Gesellschaft aus. Seinen Kommanditanteil in Höhe von 10.000 Euro übernimmt jener Mann, der seit langer Zeit wie ein Schatten an ihm klebt: Georgy Peredelskiy, gegen den jetzt, 2013, die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt. Menschen, die Werners Unternehmen kennen, erzählen heute, Peredelskiy sei damals sein Bodyguard gewesen, heute wohne er teilweise in Werners Firmenzentrale.

Was Peredelskiy mit der Firma anfängt, bleibt unklar. Fest steht, dass er wie schon Werner keine Jahresabschlüsse veröffentlicht – möglicherweise verstößt das gegen die Offenlegungspflicht. Im Sommer 2011 aber gibt es plötzlich alle Abschlüsse auf einmal. Vielleicht deshalb, weil jetzt auch Peredelskiy seinen 10.000-Euro-Anteil weiterreichen will. Er weiß auch schon, an wen. Zum Notar begleitet ihn der nächste Mann aus Werners alter Heimat: Ghenadi Gorelovschi.

64 Euro liquide Mittel

Den deutschen Behörden gegenüber gibt Gorelovschi an, er wohne in Tiraspol, der Hauptstadt der Transnistrischen Moldauischen Republik. Doch laut seinem “Odnoklassniki”-Profil – einer Art Facebook – lebt er in Liechtenstein. Die ehemalige Werner Group GmbH & Co. KG firmiert heute als Gorelgen Holding GmbH & Co. Verwaltungs KG.

Und nun, im Mai 2013, stellt sich die Frage, was das noch für eine Firma sein soll. Die letzte verfügbare Bilanz weist für Ende 2011 ganze 64 Euro als liquide Mittel aus. Dafür hat die Firma 18,6 Millionen Euro Schulden. Und Forderungen in Höhe von knapp zehn Millionen Euro, darunter möglicherweise das Darlehen für Werner. Man wüsste gerne, was Gorelovschi mit der Gesellschaft vorhat. Ob er überhaupt noch etwas mit ihr vorhat.

Gorelovschi ist unter einer moldawischen Handynummer zu erreichen. Er ist offenkundig überrascht und bittet darum, ihm alle Fragen zu mailen. Anders als Peredelskiy antwortet er. Das Unternehmen, das er gekauft habe, habe keinen einzigen Euro Schulden, “weder zum Zeitpunkt des Kaufs noch jetzt”. Der Abschluss von 2011, das seien “alte Informationen”. Wie und wann sein Freund Werner das Darlehen zurückgezahlt haben will, sagt Gorelovschi nicht.

Was Gorelovschi aber sagt, ist, dass er Werner und Peredelskiy “seit über 25 Jahren” kenne. “Wir verstehen uns ausgezeichnet.” Das ist auch der Eindruck, den Werner, Peredelskiy und Gorelovschi in russischen sozialen Netzwerken erwecken. Dort kann man die Männer gemeinsam auf Fotos sehen.

Die Welt sei schön, die Menschen machten sie hässlich. So hat es Werner gesagt, als er das neue Schmuckstudio einweihte. Was er tue, mache die Welt schöner und bunter. Es gibt viele, die ihm geglaubt haben.

Der Artikel auf welt.de

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